Irgendwann ist es soweit: Dein Baby hat Fieber. Egal, ob Dein Mäuschen erst zwei Monate alt oder schon ein Jahr alt ist: Wenn ein Baby fiebert, steigt die Temperatur oft in schwindelerregende Höhen an. Da klopft einem als Elternteil durchaus mal kurz das Herz schneller. Schließlich hat man da neulich was von wegen Fieberkrampf gelesen… Was ist das überhaupt? Und was muss man jetzt bitte tun? Sofort ins Krankenhaus oder doch einfach abwarten?
Wie immer gilt auch hier: Tief durchatmen. Du hast auf jeden Fall noch mindestens zwei Minuten Zeit kurz mental einen Schritt zurückzutreten und Dich zu entspannen. Egal wie hoch das Fieber Deines Kindes ist, es wird wahrscheinlich nicht sofort daran sterben. Babys fiebern schnell sehr hoch. Du kannst also durchaus auch kurz eins zwei Minuten durchatmen. Man hilft einem kranken Kind in der Regel am meisten, wenn man selbst nicht zu sehr mitleidet.
Mitgefühl vs. Mitleid
Mitgefühl und Mitleid sind zwei sehr verschiedene Paar Schuhe. Du darfst und sollst mitfühlend sein aber es ist wichtig, dass Du dabei fit bleibst. Leidest Du zu stark mit, bist Du unkonzentriert, schlimmstenfalls auch noch panisch, verbreitest Stress und wirst im worst case Szenario auch noch selbst krank. So hilfst Du Deinem Sprössling also nicht sehr viel.
Vermutlich denkst Du jetzt “Jaja, das weiß ich doch alles schon. Aber was ist denn jetzt, wenn…”. Deswegen springen wir nun direkt rein in die wichtigsten Fragen und Antworten rund um das Thema “Fieber bei Babys und Kleinkindern”.
Linktipp:
Auf “Elternwissen.com” gibt es eine Handvoll weiterer nützlicher Hinweise zu fiebersenkenden Maßnahmen. Von den klassischen Arzeimitteln, Tees über Homöopathie bishin zu Varianten von Wadenwickeln ist hier alles vertreten.
Fragen und Antworten rund um das Thema Fieber
1. Mein Baby hat das erste Mal Fieber. Muss ich jetzt sofort zum Arzt oder sogar ins Krankenhaus?
Es gilt die folgende Faustregel: Wenn Dein Baby trinkt, isst (Wenn Du stillst, ist das natürlich das Gleiche), ansprechbar und nicht apathisch ist, nicht übermäßig viel weint und höchstens ein bisschens müder als sonst ist, musst Du nicht sofort ins nächste Krankenhaus rasen. Gerade bei noch sehr kleinen Babys ist es jedoch ratsam abklären zu lassen, woher das Fieber kommt. Besonders wenn es sehr hoch ist. Zum Arzt solltest Du also durchaus gehen. Du musst allerdings nicht sofort lossprinten, sondern kannst ggf. noch kurz die Windel wechseln, Deinen Kaffee austrinken und Dir zwei zusammenhängende Schuhe suchen. In Panik findet man sich nämlich sonst durchaus mal mit zwei verschiedenfarbigen Tretern auf der Straße wieder. Habe ich gehört.
2. Wie lange ist ein Baby “klein” und wann ist Fieber hoch?
Mit “klein” meine ich tatsächlich Neugeborene von bis zu vier fünf Monaten. Das ist keine offizielle Definition aber hier verwende ich den Ausdruck so. Nun zur spannenderen Frage: Wann ist denn Fieber nun eigentlich hoch? Kinderärzte sagen i.d.R., dass man erst ab einer Temperatur von 39,5 überhaupt fiebersenkende Maßnahmen ergreifen soll. Hoch ist Fieber also dann, wenn es höher oder gleich 39,5 Grad Celsius ist. Bei Babys über drei Monaten spricht man übrigens erst ab einer Temperatur von 38,5 von Fieber. Bei Neugeborenen ist der Wert geringer: Hier gelten 38 Grad Celsius schon als Fieber. Man kann das also nicht mit Fieber bei Erwachsenen vergleichen.
3. Was macht man denn nun bei Fieber?
Viel wichtiger als die Temperaturanzeige auf dem Fieberthermometer sollte Euer Bauchgefühl sein. Wie ist Euer Eindruck von Euerm Kind? (Siehe auch Punkt 1) Wenn es nur wenig trinkt, nichts essen möchte, ungewöhnlich viel weint und nicht schlafen kann, ist es durchaus legitim auch schon bei niedrigeren Temperaturen etwas gegen das Fieber zu tun. Vertraut da auf Euer Gefühl. Wir haben auch schon mal ein Fieberzäpfchen gegeben als unsere damals 13 Monate alte Tochter fett erkältet war, parallel dazu zahnte und wie am Spieß schrie, was für sie höchst ungewöhnlich ist. Das Thermometer zeigte jedoch lediglich 38,5 Grad Celsius an, also sehr moderates, leichtes Fieber. Da sie aber partout nicht schlafen konnte und alle paar Minuten herzerreißend wimmerte, haben wir ihr schließlich nach zwei Stunden ein Zäpfchen gegeben. Aus dem simplen Grund, dass Schlaf für die Genesung wichtig ist und sie sich offensichtlich so nicht erholen konnte.
Ein andermal hatte unser Mäuschen abends eine Temperatur von 39,5, war aber absolut tiefenentspannt, lachte und schlief schnell sowie ruhig ein. In dem Fall haben wir sie fiebern lassen. Achtet in so einem Fall darauf, dass Euer Kind ausreichend (also vielleicht etwas mehr als sonst) trinkt, nicht zu warm angezogen ist und checkt regelmäßig die Temperatur aber lasst es schlafen.
Man sollte sich immer bewusst machen, dass Fieber im Grunde eine gute Reaktion des Körpers auf unerwünschte Eindringlinge wie Viren und Bakterien ist. Das Fieber zeigt, dass das Immunsystem Eueres Kindes arbeitet. Bedenklich wäre es, wenn Euer Kind etwa bei einer bakteriellen Entzündung nicht fiebern würde. Das Immunsystem würde den Bakterien so kampflos das Schlachtfeld überlassen. Also freut Euch über das Fieber, auch wenn es schwerfällt.
Hält das Fieber längere Zeit an oder sinkt es trotz fiebersenkender Maßnahmen nicht, ist es allerdings immer ratsam einen Kinderarzt aufzusuchen. Sicher ist sicher.
4. Was für fiebersenkende Maßnahmen gibt es?
Der Klassiker sind Zäpfchen oder Saft mit dem Wirkstoff Paracetamol (oder auch Ibuprofen). Spätestens wenn die erste Impfung ansteht, wird Euer Kinderarzt Euch vermutlich eh Fieberzäpfchen verschreiben. Just in case. Aber Achtung! Immer auf die Dosierungsangabe achten. Neugeborene brauchen natürlich deutlich geringere Mengen an Paracetamol als Kleinkinder von einem Jahr. So haben wir kurz nach dem ersten Geburtstag unserer Tochter eine Weile lang gerätselt, warum die Fieberzäpfchen plötzlich nicht mehr anschlugen. Bis uns irgendwann auffiel, dass auf der Zäpfchenpackung von “Für Babys bis zu 6kg” die Rede war. Logisch, dass die unserer 9kg schweren Tochter kaum noch geholfen haben.
Wenn Euer Kind jedoch abgesehen von einer leichten Schläfrigkeit nicht auffällig ist, dann reicht es oft auch schon aus es nicht zu warm anzuziehen. Wie bei Erwachsenen auch gilt, dass die Wärme sich nicht unter dicken Lagen Kleidung stauen soll. Also im Zweifelsfall je nach Außentemperatur lieber direkt im dünnen Body in den Schlafsack oder eben den Schlafsack gleich ganz weglassen.
Von Wadenwickeln wird bei Babys oft abgeraten. Ist Euer Baby jünger als 6 Monate, ist es tatsächlich nicht ratsam, da Euer Baby dabei schnell einen Kreislaufkollaps bekommen lassen. Grundsätzlich sollten die Gliedmaßen Deines Kindes trotz der Wadenwickel nicht kalt werden, da es sonst zu einer Unterkühlung kommen kann. Gut fahrt Ihr mit lauwarmen anstatt kaltem Wasser. Wenn dies verdunstet, kühlt es auch schon. Das reicht oft.
5. Wann fahre ich ins Krankenhaus?
Siehe Frage 1. Wenn Dein Kind apathisch ist, fahr los. Ich bin keine Ärztin und per Ferndiagnose lässt sich sowieso schwer etwas sagen. Aber Apathie ist bei Menschen grundsätzlich wohl nie ein gutes Zeichen.
6. Sollte man abends nicht pauschal ein Zäpfchen geben, selbst wenn die Temperatur noch nicht so hoch ist? Nicht, dass das Fieber nachts unbemerkt steigt?
Ich wollte es auch nicht glauben aber die meisten Babys melden sich sehr wohl, wenn das Fieber zu hoch wird. Dann schreien sie. Du kannst also darauf vertrauen, dass Du es schon mitbekommen wirst. Grundsätzlich ist Fieber aber wie bereits erwähnt eine erwünschte Reaktion des Körpers und sollte nicht pauschal im Keim erstickt werden. Außerdem ist es auch für Babys und Kleinkinder nicht gut zu viele Medikamente zu bekommen. Ich würde mir also lieber den Wecker stellen und nach zwei Stunden nochmal nach dem kleinen Patienten sehen als vorbeugend ein Zäpfchen zu geben, weil das Fieber ja steigen könnte.
7. Woran merkt man, dass das Baby Fieber hat, wenn man nicht misst?
In der Regel ist die Stirn des Babys deutlich wärmer, während die Wangen durchaus kalt sein können. Manche Babys kriegen rote Wangen. Andere werden plötzlich quengelig, ungewöhnlich schläfrig oder schwitzen vielleicht sogar. Manche essen mit einem Mal nicht mehr. Andere sind sehr blass. Jedes Baby ist dahingehend anders. Interessanterweise merke ich bei meiner Tochter, ob sie Fieber hat, wenn ich meine Wange an ihre Stirn lege. Die “Messung” mit der Handfläche lässt sie oft normal bzw. kühl wirken, während meine Wange hingegen scheinbar über ein eingebautes Fieberthermometer verfügt.
Vertrau mir, Du wirst dafür ein Gefühl entwickeln. Irgendwann kennst Du Dein Kind so gut, dass Du es nur ansehen musst und schon ahnen kannst, dass da was im Busch ist.
8. Sollte ich mein Kind wecken, um Fieber zu messen? Und wie messe ich am besten?
Die genauste Messung ist rektal. Leider ist dies natürlich auch die, die man äußerst selten unbemerkt an seinem Kind durchführen kann, ohne dass es aufwacht. Wenn Euer Mäuschen schläft, würde ich persönlich die Stirn befühlen, ob sich diese heißer als bisher anfässt. Eine manchmal ganz hilfreiche Methode ist es übrigens auch den Finger unter die Nase des kleinen Patienten zu halten. Der Atem ist bei Fieber oft deutlich wärmer als sonst. So merke ich übrigens auch bei mir selbst, ob ich Fieber habe.
Sollte die Stirn Eures Kindes nun tatsächlich glühen, sollte man eine richtige Messung in Erwägung ziehen. In gewissen Fällen kann es nämlich bei hohen Temperaturen zu einem Fieberkrampf kommen. Dies scheint gar nicht so ungewöhnlich zu sein. Ich habe es jedoch selbst sowie in meinem Umfeld noch nie erlebt. Die Sorge davor schwingt allerdings auch bei uns ab und an mit, wenn unsere Maus hoch fiebert. Wenn sie nun also schläft und sich wirklich heiß anfühlt, checken wir die Temperatur oft mit einem Infrarot-Thermometer, mit dem man die Haut nicht mal berühren muss. Man hält das Gerät in einem Abstand von maximal 5cm vor die Stirnmitte und erhält sofort ein Ergebnis. Hier sind wir jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass alle bisher getesten Geräte nur Tendenzen abliefern. Die rektale Messung parallel dazu hat nämlich oft gravierende Unterschiede aufgewiesen und das bis zu einem Grad nach oben hin. Verlassen tun wir uns darauf also nicht. Sollte aber das Infrarotgerät nun schon 39,5 anzeigen, dann wird unsere Tochter tatsächlich für eine “richtige” Messung geweckt, wenn sie noch kein Zäpfchen intus hat. Da sind wir vielleicht übertrieben ängstlich. Das muss aber wieder jeder für sich selbst rausfinden. Bei vielen Babys weiß man irgendwann, dass sie sich melden, wenn sie wirklich hohes Fieber haben. Andere sind mucksmäuschenstill. Auch hier gilt wieder: Vertraut da auf Euer Bauchgefühl und Eure Einschätzung. Ihr kennt Euer Kind am besten.
9. Fiebert mein Kind eigentlich nach jeder Impfung?
Kann sein, muss aber nicht. Ich weiß von Babys aus meinem Bekanntenkreis, die die Impfungen locker wegstecken. Andere fiebern das eine Mal, bei der Auffrischungsimpfung hingegen überhaupt nicht. Der einzige Hinweis hierzu ist deshalb: Nicht nach jeder Impfung treten mögliche Impfreaktionen direkt am selben Tag auf. Bei etwa der Masern-Mumps-Röteln-Impfung kann Euer Kind erst nach sieben bis zehn Tagen z.B. Fieber bekommen. Euer Kinderarzt wird Euch darauf aber sicher hinweisen.
10. Was muss ich sonst noch tun, wenn mein Kind fiebert?
Grundsätzlich ist Ruhe angesagt. Es muss zwar nicht zwangsläufig gleich bei 38,5 Fieber im Bett liegen aber vielleicht verzichtet man für eine Weile auf allzu wildes Toben, sondern liest lieber gemeinsam ein Buch oder spielt etwas ohne große körperliche Aktivität. Diese lässt die Körpertemperatur nämlich auch noch mal steigen.
11. Werde ich jemals lockerer, wenn mein Kind Fieber hat?
Ich habe es auch nicht geglaubt aber mit der Zeit stellt sich eine gewisse Gelassenheit ein. Wenn das eigene Kind das erste Mal vier Tage lang trotz Zäpfchen 40 Fieber hat, der Kinderarzt aber jedesmal nur beruhigt, dass Infekte oder Impfreaktionen schnell mal zu hitzigen Stunden bei den Zwergen führen können, vertraut man irgendwann darauf, dass es auch stimmt.
Schön ist es nie, wenn das Kind krank ist. Man fühlt einfach extrem mit. Das ist wohl der Deal, den man eingegangen ist als man sich dafür entschieden hat ein Lebewesen in die Welt zu setzen. Natürlich macht man sich Sorgen aber trust me, wenn man sehr hohes Fieber über einen längeren Zeitraum einmal durch hatte, schmunzelt man bei 39 Fieber an einem einzelnen Abend beinahe. Da setzt der Gewöhnungseffekt ein.
Manchmal hilft es auch sich Statistiken anzusehen. Hierzulande erleiden etwa drei bis fünf Prozent aller Kinder bis zur Einschulung tatsächlich mal einen Fieberkrampf. Das ist quasi nichts. Einzig aufgrund von hohem Fieber ist bislang auch noch kein Kind in Deutschland gestorben – oder es ist zumindest nicht bekannt geworden.
Fazit: Fieber ist unschön, oft anstrengend und kräftezehrend aber es ist auch ein verdammt gutes Hilfsmittel des Körpers sich selbst zu heilen. Irgendwann gewöhnt man sich daran, dass das eigene Kind krank ist. Mit einer guten Prise Ruhe und Gelassenheit hilft man dem Kind dann auch tatsächlich am meisten.
Hinterlasse einen Kommentar