Baby beißt in Zahnbürste - Zähne - Beißen

Als wäre es nicht schon schwierig genug, wenn der Nachwuchs die ersten Zähnchen bekommt. Das Kind hat Schmerzen und die Eltern sind meist dank der berühmt berüchtigten Zahnungsnächte völlig übermüdet. Hinzu kommt bei stillenden Frauen dann aber auch schnell noch eine ganz andere Frage: Kann mein Baby mich beim Stillen nun plötzlich beißen?

Wir brauche nicht drüber reden: Stillen kann super sein. Es ist praktisch, spart Geld, die Milch ist immer verfügbar und die körperliche Nähe zum eigenen Kind ist auch ein netter Benefit. Etwas ungemütlich wird es jedoch, wenn der Sprössling die ersten Zähne bekommt. Was, wenn das Baby in der friedlichsten Stillrunde mit einem Mal zubeißt? Hebammen beruhigen einen bei derartigen Bedenken meist rasch mit der Erklärung, dass Kinder beim Saugen automatisch die Zunge über die unteren Zähnchen schieben würden. Zum Beißen soll es dabei eher selten kommen. Und tatsächlich, in 12 Monaten hat meine Kleine mich tatsächlich äuerst selten beim Stillen gebissen. Aber sie hat es getan. Und ganz ehrlich, es gibt schönere Gefühle. Wie aber kann es dazu kommen und was kann man dagegen tun?

Variante 1: Das spielerische Beißen

Beim spielerischen Beißen ist Dein Kind meist schon satt. Es hat genug Milch abbekommen, dass das Bäuchlein sich schön warm und wohlig anfühlt. Aber weil es so nett und gemütlich an Mamas Brust ist, spielt man noch ein bisschen mit der Brustwarze. Hier ein bisschen ziehen, da ein bisschen züngeln und dort mal testweise ein bisschen knabbern. Auch wenn Du Deinem Nachwuchs vermutlich jetzt reflexartig von Dir schubsen möchtest, versuche es zu vermeiden. Ja, es kann höllisch weh tun, wenn sich die kleinen spitzen Beißerchen in Deine Brustwarze graben aber glaub mir, es ist noch schmerzhafter, wenn Du Deine Brust dann wegreißt. Versuch also durchzuatmen und Deinem Mäuschen den kleinen Finger in den Mundwinkel zu schieben, um den Kiefer aufzudrücken.

Beim spielerischen Beißen sind wir eigentlich selbst Schuld. Dein Kind ist kognitiv noch gar nicht in der Lage zu verstehen, dass beißen Mama weh tut. Beim Stillen sind wir also selbst gefragt unseren Nachwuchs genau zu beobachten. Sobald der Zwerg scheinbar satt ist und nur noch spielen möchte, ist es sinnvoll konsequent abzudocken. Auch wenn dann protestiert wird. Lieber ein kurzes Gemotze als panische Angst vorm Stillen, weil man dauernd gebissen wird.

Variante 2: Bisse als Ausdruck von Liebe oder Wohlbehagen

Diese Variante ist schon etwas herausfordernder. Wie schon gesagt, sind Kinder bis zu einem gewissen Alter kognitiv noch gar nicht dazu in der Lage zu realisieren, dass man Mama oder Papa weh tut, wenn man ihr oder sie die Zähne irgendwo reinhaut. Bisse, die beim Schmusen oder Stillen vorkommen, können oft auch ein hilfloser Ausdruck von Liebe oder Wohlbehagen sein. Kleinkinder wissen in sehr jungen Jahren meist noch nicht, wie man diese Gefühle anders und vor allem besser zeigt.

Je größer das Kind, desto eher kann man in so einer Situation versuchen, das Kind sanft von sich wegzuschieben und zu sagen “Guck mal, wenn man sich lieb hat, dann nimmt man sich zum Beispiel ganz fest in den Arm oder gibt sich ein Küsschen – ohne Zähne”. Bei einem einjährigen Kleinkind geht das noch nicht. Es dem Nachwuchs zu erklären und zu zeigen, macht dennoch Sinn. Wichtig ist hierbei, das Kind nicht anzuschreien oder zu bestrafen. Gerade wenn beißen unvermittelt in schönen Situationen wie beim Kuscheln kommt, ist es kein “böses Verhalten”, sondern einfach Unwissenheit darüber wie man seine eigenen Gefühle zum Ausdruck bringt. Schimpfen wäre hier völlig unangebracht. Besser ist es zu erklären, dass beißen weh tut.

Eine richtig gute Lösung gibt es hier wohl nicht. Außer ganz viel Geduld und eine Lage Kühlpads im Kühlschrank, falls die Liebesbisse doch mal zu heftig waren. Und sich immer wieder mantraartig sagen, dass das hier ein etwas unglücklicher Ausdruck von Liebe ist.

Variante 3: Bisse aus Wut

Im Prinzip ist dies Variante 2 sehr ähnlich. Hier weiß der Sprössling wieder nicht wohin mit sich und seinen Gefühlen. Auch hier gilt es ihm einen Weg aufzuzeigen, der für alle Beteiligten weniger schmerzhaft und unschön ist. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel in ein Kissen zu hauen. Und wie immer: Erklären, dass Beißen weh tut. Alternative Verhaltensweisen aufzuzeigen, funktioniert übrigens oft schon bei den ganz Kleinen. Nicht immer aber Kinder ahmen bekannterweise gerne alles nach, was man tut. Wichtig ist, dass man den Sprössling nicht nicht alleine mit seinen Gefühlen lässt, sondern ihm zeigt, wie er die ihn überwältigenden Emotionen besser ausdrücken kann.

Variante 4: Beißen, weil der Kiefer juckt

Wir alle lieben sie vermutlich heiß und innig: die Zahnungsphasen. Nur wenige Eltern werden von schlaflosen Nächten verschont, weil das Kind zahnungsbedingt  durchweint. Einige Kinder scheinen das Durchbrechen der neuen Beißerchen zwar angeblich kaum zu merken, mir persönlich ist jedoch noch nie so ein Fall begegnet. Die Babys aus meinem Umfeld leiden dabei alle mehr oder weniger stark.

Wenn die Zähne kommen, drückt, juckt und schmerzt der Kiefer bzw. das Zahnfleisch teilweise wohl massiv. Da Druck auf das juckende Zahnfleisch auszuüben, scheint tatsächlich zu helfen. Nicht umsonst gibt es Beißringe. Wenn Dein Baby also plötzlich ungewöhnlich stark dazu neigt in alles reinzubeißen, was sich finden lässt (Ja, auch Zehe, Finger, Handrücken oder die mütterliche Schulter…), sind oft neue Zähnchen Schuld. Hier kann es helfen deinem Kind Alternativen anzubieten, an denen es knabbern kann. Neben dem klassischen Beißring können das übrigens auch feuchte, kalte Waschlappen sein, kalte Gurken oder Karotten. Wichtig ist nur darauf zu achten, dass Dein Baby nicht versehentlich etwas abbeißt, wenn es mit Beikost noch nicht so bewandert ist.

Variante 5: Beißen, weil das Stillen nicht aufhören soll.

Für Variante 5 fällt mir leider auch keine perfekte Lösung ein. Manchmal hilft aber schon das Wissen darum, dass ein augenscheinlich “böses” Verhalten eine recht plausible Ursache hat. Viele Babys oder Kleinkinder beißen beim Stillen in die Brustwarze, weil sie sich regelrech festklammern. Sie wollen nicht, dass das Stillen aufhört und Mama sie irgendwann ungeduldig abdockt. Es kann halt einfach wahnsinnig gemütlich in Mamas Arm sein.

Hier kann es helfen, wenn man die Aufmerksamkeit des Nachwuchses auf etwas anderes lenkt – etwa auf ein Spielzeug oder ähnliches. Oder man führt ein ausgiebiges Schmuseritual direkt im Anschluss an das Stillen ein.

Fazit: Jedes Baby und jedes Kind ist anders. Pauschallösungen gibt es auch bei diesem Thema nicht. Wichtig ist immer zu schauen, in welcher Situation das Beißen auftritt, was die Ursache sein könnte und was man dem Mäuschen als Alternative anbieten könnte. So schmerzhaft Bisse sind, so wenig böse sind sie in der Regel gemeint. Und ja, Mama zu sein kann manchmal auch weh tun. Aber es wird besser. Je älter und reifer die Kinder werden, desto eher verstehen sie, dass beißen nichts ist, was als adäquates Kommunikationsmittel anerkannt ist. Bis dahin heißt es durchhalten und die eigenen Zähne zusammenbeißen!

Linktipp:

Weitere Gründe für kindliches Beißen beim Stillen findet Ihr im Stilllexikon.